Die Sternegastronomie
Jetzt kommen wir aber zu einem nicht ganz durchsichtigen Bereich.
Der Restaurantklassifizierung.
Auch hier gibt es natürlich jede Menge Lesestoff für den zahlenden Hobbygourmet.
Die beiden Gourmetbibeln der Neuzeit sind hier wohl der Gault Millau und der französische Michelin Führer mit den kleinen Macron´s als optische Auszeichnung die, wohl nicht ganz ohne Hintergedanke, gerne als Sterne verwechselt werden.
Was ist eigentlich der Unterschied zwischen einem 1 - 2 oder 3 Sterne Restaurant?
Nun, diese Frage kann Ihnen eigentlich nur die jeweiligen Chefredakteure
der Restaurant Bibeln erklären.
Aber ich versuche mich mal an einer Beschreibung die ich stets treffend empfand:
Stellen Sie sich einen Besuch im Kunstmuseum vor. Sie stehen vor einem Bild mit einem Sommer-Stilleben. Seltene Bäume, Vögel, vielleicht ein kleiner Bach, dazu Hügel und Felder.
Das ganze Handwerklich perfekt gemalt, verständlich und gut in Szene gesetzt.
Wir befinden uns auf dem 1* Level.
Ab dem 2. Michelin Stern beginnt die wahre Kunst.
Hier trennt sich die (Gourmet) Spreu vom Weizen.
Hier separieren sich Gourmet Handwerker von den Gourmet Künstlern.
Auch in meiner persönlichen Arbeitserfahrung war das der größte Sprung in meiner Lernphase. Man kam sich fast vor, als müsste man den Beruf erneut lernen, obwohl ich bereits eine fundierte 1*Erfahrung hatte.
Der Unterschied der beiden Welten, von 1- zu 2 Sternen kann kaum größer sein.
Neue Blickwinkel, neue Arbeitsweisen, neue Philosophien, neue Helden.
Zurück zu unserer Galerie. Hier treffen wir auf ein Bild aus abstrakten Farben und Formen.
Wir versuchen die Zusammenhänge zu finden, und wenn wir uns anstrengen, können wir die Intensionen des Künstlers im Spiel der Farben, Formen und Texturen erahnen.
Ein philosophisches, nicht immer harmonisches, dennoch spannender Dialog mit unseren Genusserfahrungen, den Tischpartnern, dem Service und der Flüssigkeit im Glas beginnt.
Nun, den 3. Stern zu erklären ist nicht ganz einfach.
Es handelt sich in jeden Fall um eines der besten Restaurant der Welt.
Arbeitsweisen und Qualitätsansprüche sind überirdisch.
Kreative Geschmacksexplosionen finden nicht nur am Gaumen statt.
Kopf, Mund und Herz verschmelzen zu einen kulinarischen Gang Bang.
Es ist das Bild mit den 3 roten Punkten kurz vor dem Ausgang der Galerie, das Sie noch
die nächsten Tage beschäftigt. Kaum auszuhalten. Sie müssen einfach wissen wesahalb es so eine Anziehungskraft besitzt. Wer, Wie und Weshalb es gemacht wurde und ob Sie es vielleicht sogar duplizieren können?
Das arbeiten in einem derartigen Umfeld ist extrem fordernd. Nicht viele können diesen Arbeitsstandard erreichen oder noch schwerer - diesen halten. Persönliche Belange sind zurückgestellt. Was zählt ist der nächste kulinarische Kick für sich, sein Team und seine Gäste. Eine kulinarische Droge. Intraoral. Es gibt nichts schöneres und zugleich zerstörerisches als dieser Droge zu verfallen und sich in Ihren Auswüchsen treiben zu lassen. Ich bin davon weg. Dachte ich.
Noch ein kleiner Tip. Hören Sie genau hin wenn sich ein Koch
selbst "Sternekoch" oder "Menü auf Sterneniveau" oder ähnliches nennt.
Meist hat er den Titel, den Preis, und die Anerkennung nicht verdient.
Ziemlich oft.
Eigentlich immer.